Über die Geschwindigkeit
Und warum der schnelle Weg aus daoistischer Sicht eigentlich doch der langsamere ist.
 
Was steckt dahinter? Und warum bekommt dieses Thema nicht die Aufmerksamkeit, die ihm eigentlich gebühren sollte?
 
Ein Hauptpunkt dürfte wohl darin liegen, dass der Weg für die meisten nicht das Ziel ist, sondern eher nur das Erreichen des Ziels im Vordergrund steht.
Das kann im Yoga ein gut gedehnter, schlanker Körper sein oder eine besonders anmutige Bewegung im Qi Gong oder Tai Chi. Weitere Beispiele sind die Ekstase im Tantra, das gewinnen wollen bei Partnerübungen, der Sieg, die Kraft und Stärke, Anerkennung, sexuelle Erfüllung, Liebe oder Ruhe um nur einige zu nennen.
Obwohl die Vorstellung dessen was erreicht werden soll so unterschiedlich zu sein scheint, haben sie jedoch eines oft gemeinsam. SIE SIND ALLE ZIELORIENTIERT.
Und genau diese Zielorientiertheit, das Streben nach dem schnellen Ergebnis ermöglicht zwar vordergründig betrachtet gelegentliche Erfolge, das dauerhafte Erreichen eines Ziels ist aber eher selten und wenn dann häufig nur von kurzer Dauer.

Immer neue Konzepte mit wundervoll klingenden Versprechungen kommen hervor, die uns immer wieder das Erreichen unseres Ziels in einer nie dagewesenen Leichtigkeit und Geschwindigkeit versprechen.
Aber stimmt das wirklich? Was hindert uns nun daran ein gestecktes Ziel oder eine Vision auf diesem angekündigten Speedweg zu erreichen?
 
Was uns daran hindert unsere Ziele auf dem Speedweg zu erreichen, ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass wir den Weg, der vor uns liegt dabei völlig außer acht lassen.
Es ist förmlich so als wollte man ein Hochhaus mit einer wunderschönen Penthaus Wohnung bauen und den Bau des Fundaments dabei völlig vernachlässigen. Dabei ist ein solide errichtetes Fundament für die Tragfähigkeit der Penthaus Wohnung entscheidend.
Dieses Phänomen des schnell zu erreichenden Ziels lässt sich in Selbsterkenntnis Workshops, Fitness und Abnehmprogrammen usw. ebenso auf Workshops mit einem spirituellen Hintergrund beobachten, wo stetig und unermüdlich an der Herzöffnung, an Hellsichtigkeit und  anderen Themen der höher schwingenden Energiezentren gearbeitet wird, ohne ein Fundament aufgebaut oder ausreichend gestärkt zu haben.
Selbst Lehrer, Coaches, die z.B. Entspannungskurse unterrichten und leiten und es eigentlich wissen sollten, sind selbst dem Burnout nah und oft völlig ausgebrannt.
Coaches, die in einer Dating App zum X. Mal auf der Suche nach einer erfüllten Liebe und einer funktionierenden Partnerschaft sind und dann Paarseminare zum Thema erfüllte Sexualität in der Partnerschaft anbieten.
Die Liste ließe sich noch um zahlreiche Beispiele weiter fort führen.
 
 
Worum es in diesem Blog geht ist aber etwas anderes. Wie erreiche ich meine Ziele, und welche Rolle spielt dabei die Geschwindigkeit?
 
Um dieses Thema für unseren Verstand greifbar zu machen, entwickelten Daoisten ein wunderbares Energiekonzept, in dem sie unsere Lebensenergie unterteilten.
Nach dem Verständnis der Daoisten erzeugen unterschiedliche Themen unterschiedliche Energien in uns.
Sie beobachteten, dass die Energie des Denkens und des Verstandes nicht gleich der Energie der Emotion ist. Wir denken oft anders als wir fühlen.
Oft handeln wir anders als wir denken. Manchmal entspricht unser körperliches Verlangen nicht dem Verständnis der Seele. Manchmal handeln wir fast schon zwanghaft wider besseren Wissens.
Die Daoisten beobachteten weiter, dass sich die unterschiedlichen Energien gegenseitig beeinflussen und im ständigen Austausch miteinander stehen.
Sie beobachteten, dass Geld alleine nicht glücklich macht und dass Sex alleine kein Ersatz für Liebe und eine intakte Beziehung ist. Sie beobachteten, dass künstlich herbeigeführte Ekstase, sei es durch Drogen, Atemtechniken, sportliche Erfolge, intellektuelle Höchstleistungen und all dies, kein Garant für ein glückliches und zufriedenes Leben ist.
 
Um diese Willkür und dieses scheinbar unbeherrschbare Chaos der Energien in den Griff zu bekommen, unterteilten die Daoisten, gestützt durch ihre Beobachtungen, die Lebensenergie in die fünf Hauptenergien auf. Mentale, emotionale, physische, spirituelle und sexuelle Energie. 
Durch diese Differenzierung werden diese Energien, die zusammen die Lebensenergie ergeben, für uns händelbar, verständlich und schließlich greifbar. Das ist für uns enorm wichtig, da sie unentwegt Einfluss auf unser Handeln, auf das, was wir fühlen, denken und auf unser Selbstbild und somit auf unser Leben haben.
 
Aus dieser Erkenntnis heraus ist es enorm wichtig, den Menschen bei der Erreichung seiner Ziele immer in seiner Gesamtheit zu sehen. Alle Aspekte und Energien des Individuums wollen an dem Erreichen des Ziels beteiligt sein. Und dieser Prozess braucht Zeit, um sich immer wieder zu finden, sich neu auszurichten, sich anzupassen und dadurch nachhaltig Veränderung herbeizuführen und somit Ziele zu erreichen. 
 
Somit ist es ratsam ein Ziel, welches man erreichen möchte, eher als eine Art Anker in der Zukunft zu sehen, welches flexibel sein sollte, um dann den Weg aufzunehmen.  
 
Diese Erkenntnis, dass nicht das schnelle Erreichen des Ziels im Vordergrund stehen sollte, sondern dass der Mensch auf dem Weg zu seinem Ziel alle Energien mit einbeziehen und entwickeln sollte, führt schließlich zu der Aussage eines daoistischen Großmeisters, der vor vielen Jahren zu uns sagte:
 
Die Langsamen werden schließlich die Schnellsten sein.“