Yin und Yang
Seit tausenden von Jahren beobachten Daoisten die Natur und nehmen diese als Vorbild, um sich und die Welt sowie das Universum besser verstehen zu können. Dabei stießen sie auf Prinzipien, die universell sind und sich auf alle Lebensbereiche übertragen lassen.
Einige wichtige Beobachtungen wurden dabei in dem bekannten Yin und Yang Symbol festgehalten, welches die Dualität in der Einheit widerspiegelt.
Die zwei Seiten Yin und Yang, die scheinbar nie einer Meinung sind, sich oft bekämpfen und miteinander streiten, sich aber scheinbar wie zwei gegensätzliche Pole immer wieder anziehen und brauchen.
Ordnet man diesem in sich verschlungenen Symbol Begriffe zu, so würde man dem schwarzen Yin Aspekt die Nacht zuordnen und dem weißen Yang Symbol den Tag.
Yin wäre die Ebbe und Yang die Flut.
Einatmen Yin, ausatmen Yang.
Frauen wären Yin und Männer Yang.
Der geschlossene Kreis, in dem sich das Yin und Yang Symbol befindet, stellt die Einheit dar, das große Ganze, die Balance, in dem sich Yin und Yang befinden.
Somit wird klar, dass das eine auch das jeweilige andere braucht, um in Balance zu kommen. Denn ohne Licht gibt es keinen Schatten, ohne Ebbe keine Flut. Dieses Wechselspiel zeigt sich nicht nur in der Natur an unzähligen Beispielen, sondern lässt sich ebenfalls auf Beziehungen und auf das Kultivieren von Energie übertragen. Zusätzlich können wir uns selber mit Hilfe des Yin und Yang Symbols besser verstehen.
Das Yin und Yang Symbol hilft uns aber auch, subtile kaum greifbare Energie, die sich dem Verstand entzieht, und die sich dadurch nicht direkt erklären lässt, eine feste Größe zu geben und sie somit greifbarer zu machen.
Um Energie kultivieren zu können, ist es enorm hilfreich, die Unterschiede des Yin und Yang Symbols zu kennen und anwenden zu können, und das nicht nur auf der physischen Seite, sondern auch auf einer energetischen Ebene.
Wieviel Yin und wieviel Yang bin ich? In welche Richtung muss ich mich entwickeln und meinen Fokus setzen, um in Balance zu kommen? Welchen Bereich muss ich stärken, um Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden? Das sind Fragen, die uns immer wieder beschäftigen.
Dabei ist es enorm wichtig, dass wir verstehen, dass das Ausbalancieren der Kräfte ein Prozess ist. Denn der Weg ist das Ziel.
Wie schwierig und simpel zugleich die Unterscheidung von Yin und Yang ist, möchten wir an folgendem Beispiel sichtbar machen.
Stellen wir uns einen Mann und eine Frau vor in Bezug auf das Yin / Yang Symbol. So würde man den Mann als Yang und die Frau als Yin bezeichnen.
Tauchen wir tiefer ein und machen uns ein Bild von der Frau, die wie wir festgestellt haben, Yin ist. Sie ist ca.1,90 m groß, sportlich und stark, wiegt ca. 95 kg.
Stellen wir uns nun neben ihr eine zweite Frau vor, die 1,60 m groß ist, 50 kg wiegt, schmal und zart ist. Objektiv betrachtet sind beide Yin, wenn man sie mit einem Mann vergleichen würde, weil beide Frauen sind. Vergleicht man aber diese beiden Frauen miteinander, so würde man die kleine zarte als Yin und die große kräftige als Yang bezeichnen, da groß und kräftig Yang zugeordnet ist und klein und zart im Vergleich dazu Yin ist.
Also gibt es objektiv betrachtet im Yin große Unterschiede.
Stellen wir uns weiter vor, wir kennen beide Frauen recht gut. Die große ist sanftmütig, herzlich und mitfühlend, während die kleine stur, abweisend und abstoßend ist. Betrachtet man also die beiden Frauen nicht nur auf der äußerlichen physischen Ebene, sondern vergleicht einen Teil ihres Charakters, so würde man die größere als Yin und die kleinere als Yang bezeichnen, da Eigenschaften wie Sanftmut, Herzlichkeit, Mitgefühl Yin Eigenschaften sind, während Sturheit, abweisend, abstoßend eher Yang Eigenschaften sind.
Vielleicht sind aber auch beide Frauen, die wir von der Arbeit her sehr gut kennen, privat ganz anders? Hmmm….. Wie soll man also bei all diesen Möglichkeiten und unterschiedlichen Aspekten auf das Leben bezogen für sich und seine Entwicklung den passenden Weg finden, soll ich also mitfühlend sein, obwohl ich eine Situation oder Person von Grund auf abstoßend finde?
…Yin und Yang in Aktion, so wie wir uns schon oft erlebt haben.
Dabei ist die eigentliche ausbalancierte Energie weder mitfühlend noch abstoßend. Sie wird erst durch uns, durch unsere Meinung oder Entscheidung zu dem, was wir mitfühlend und abstoßend nennen.
Stellvertretend für mitfühlend und abstoßend kann man z.B. ebenso auch Verständnis und Unverständnis, mehr oder weniger oder auch richtig und falsch für bestimmte Situationen nehmen. Eben Yin und Yang….
Anhand dieses Beispiels wird klar, dass wir alle Unterschiede zwischen Yin und Yang an und in uns tragen. Und genau dort zielen die Übungen der Dao Künste hin, auf der physischen Seite den Körper zu stärken, aber auch gleichzeitig weich und flexibel zu werden. Auf der emotionalen Ebene mitfühlend zu sein, aber auch gleichzeitig seinen Standpunkt vertreten zu können. Auf der sexuellen Ebene aufnehmen und geben können, um nur einige zu nennen.
Und dies alles ist gleichzeitig möglich, weil der Hauptfokus nicht auf einen bestimmten Effekt gerichtet ist, sondern auf das Kultivieren von Energie.
Relax und Enjoy
Spreadmind